Mount Everest

Bericht von Mallory und seinen Freunden

Autor:Walter Bauer
Erscheinungsjahr:2020
Genre:Reisebuch
Verlag:Klaus Isele Editor


Rezensiert von Maren Kopper
Unzählige Geschichten ranken sich um den höchsten Berg der Erde, vielfältige und unsagbare Schicksale sind mit seinem felsigen Sein verknüpft, und doch – es bedarf nur weniger Worte, um sie selbst zu verinnerlichen: diese unbändige, unstillbare, oftmals tödliche Sehnsucht nach dem Höchsten der Berge, dem Mount Everest.
Wenn Walter Bauer Mallorys Aufbegehren gegen die Oberhoheit des Everest schildert, gelingt ihm etwas ganz und gar Erstaunliches: Still und leise geht dem Leser die historische und emotionale Distanz zu den dramatischen Geschehnissen im Jahr 1924 verloren. Aus einem wie auch immer gearteten Interesse wird ein Teilhaben an Sehnen, Streben, Hoffen, Zweifeln, Scheitern und Akzeptieren jener Männer, die sich vor gut hundert Jahren Undenkbares vorgenommen hatten.
So glaubt man den zarten Duft jener Blumen in den tiefen Tälern zu riechen und das Harschen des Schnees, das Kollern des Felsens zu hören, während die Expedition dem ersehnten und zu befürchtenden Ziel immer näher rückt, Rückschläge und Erfolge erduldet und feiert; und ja, manchmal nimmt es in der eigenen Brust Gestalt an, dieses irrationale starke Flattern des Herzens, das nach Größerem begehrt.
Bauer schildert die Expedition zur Erstersteigung des Everest in der bedeutungsschwangeren Terminologie des Krieges; was Mallory und seine Gefährten planen, ist damit nichts anderes als ein Kriegszug gegen einen schweigsamen, gewaltigen Gegner, den man ebenso bewundern wie fürchten muss.
Und wenn Mallory sagt: „Unmöglich, sich in die Rolle des Besiegten hineinzudenken“, dann schwingt das tragische Ende jenes Abenteuers kaum merklich zwischen den Zeilen mit. Mallory, weiß man, wird den Berg nicht mehr verlassen. Und trotzdem kann man nicht anders, als ihn zu seinem Mut und zu seiner Leidenschaft zu beglückwünschen.
Ein beeindruckendes und beklemmendes Stück Literatur, das keine tausend Seiten braucht, um seine Wirkung zu entfalten. „Meer der Welt; und seine Wogen trugen die Namen von Bergen.“