Das Geheimnis der Heie
Jesper Neergaards Marmorskulptur auf der Chlosteralp
Autor: | Brigitte Schmid-Gugler |
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Erscheinungsjahr: | 2012 |
Genre: | Kunstband |
Verlag: | Appenzeller Verlag |
Gelesen von Klaus Isele
Das Geheimnisvolle am Buchtitel betrifft nicht die Entschlüsselung des dort angedeuteten Geheimnisses, sondern die Bedeutung des Wortes »Heie«. So lautet nämlich der Name einer vier Meter hohen Skulptur aus Carrara-Marmor, die der dänische Künstler Jesper Neergaard im Auftrag des Ehepaars Aase und Paul Weingartner aus Zürich geschaffen hat. 1985 wurde die weiße Marmorskulptur auf der Chlosteralp unweit des Dorfes Ennetbühl aufgestellt. Sie steht so abgelegen, dass selbst Bewohner der näheren Umgebung nichts davon wissen, geschweige denn je dort waren. Der Ort wurde ganz bewusst als einsam, ruhig, friedvoll, nur zu Fuss erreichbar gewählt. Auch die Skulptur selbst ist (wenn auch monumental) alles andere als anstössig, provozierend, befremdend. Sie soll laut den Stiftern eine Antwort auf die Seinsfrage geben, symbolisiert die Erdverbundenheit, unsere innere, harmonische Struktur. Wir halten also fest: Zurückhaltender kann man eine moderne Skulptur kaum gestalten, und sie noch besser zu "verstecken", ist in unserer digital bis in den letzten Winkel vermessenen Welt auch kaum möglich. Und trotzdem hat die Skulptur die Menschen in der Region in zwei Lager gespalten. Heftige Leserbrief-Debatten füllten die lokalen Tageszeitungen. Für die einen war sie eine wohltuende Symbiose zwischen Kunst und Kultur, für die anderen (insbesondere einige Sennen aus der Gegend) ein "Knochen", ein fremdländischer Stein (zwischen all den heimischen Toggenburger Steinen, Wiesen, Bäumen), den ihnen ein fremder Unterländer vor die Haustüre gestellt hat. Auch wenn diese Haustür irgendwo im hügeligen Niemandsland jenseits der Zivilisation liegt... Längst ist zum Glück wieder Frieden im Toggenburger Land eingekehrt. Die "Heie" steht noch immer imposant auf der Chlosteralp und reckt sich gen Himmel. Manchmal kommen Besucher, übernachten dort oben im Schlafsack und lassen sich von der ganz besonderen Stimmung an diesem Kunst-Ort inspirieren.Das Buch, das die Journalistin und Schriftstellerin Brigitte Schmid-Gugler über die "Heie" geschrieben hat, ist mehr als ein Buch. Es enthält nämlich auch die CD zum Dokumentarfilm, den sie zusammen mit dem Filmer Andreas Baumberger über die Skulptur, ihren Erschaffer, ihre Sponsoren, die Aufstellung, die Rolle der Behörden und weitere beteiligte Personen gemacht hat. Der Leser erlebt also auf der einen Seite noch einmal den Entstehungsprozess der Skulptur mit und andererseits die Realisierung des Dokumentarfilmes, der 2012 erschien. Ein spannendes Stück Kulturgeschichte. Ein aufschlussreiches Stück Lokalgeschichte. Und nicht zuletzt ein bewegendes Zeugnis über viele engagierte und künstlerisch inspirierte Menschen, die sich ein Leben ohne Kunst nicht vorstellen können. Wenn zu einer Skulptur noch ein Film und ein Buch hinzukommen, dann zeigt das auch, wie das eine das andere inspirieren kann. Und dadurch kommt mehr Kunst in die Welt. Mehr Schönheit. Mehr vom Richtigen …
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