Der Schlagbaum

Autor:Andrea Kayser
Erscheinungsjahr:2020
Genre:Roman
Verlag:Klaus Isele Editor


Besprochen von Margit Koemeda
In dem Roman „Der Schlagbaum“ wird ein Familienporträt der Nachkriegszeit gezeichnet, das als exemplarisch gelten kann. Mehrheitlich wird aus der Perspektive der Protagonistin Helena erzählt, die ab Ende der 50-er Jahre mit der Realität einer bundesrepublikanischen Kleinstadt zurecht zu kommen hat. Einzelne Kapitel schildern aus der Perspektive von Eltern und Großeltern Szenen aus dem Zweiten Weltkrieg und aus der Zwischenkriegszeit.
Eine der großen Fragen, die sich durch Text ziehen, ist wohl die, wie Menschen Liebe und Mitgefühl, sogar ihren eigenen Kindern gegenüber abhanden kommen konnte und wie man ohne sie überleben kann, wenn man in die eng und hart gewordenen Weltbilder und Alltagsroutinen der Eltern nicht hineinpasst.
Helena flüchtet, wandert aus und muss nicht nur erschreckt feststellen, dass ein Teil der Probleme mitgekommen ist, sondern dass sie, die niemals so werden wollte wie ihre Eltern, Züge an sich entdeckt, die ihr fatal bekannt vorkommen.
Mit lakonischen Aussagen schildert Andrea Kayser die Einsamkeit aller Beteiligten. Sie bringt Mitgefühl für ihre Figuren auf, auch wenn sie mit unbestechlichem Blick Unzumutbares schildert. Und so ist dieser Text bei aller Tragik des Erzählten letztlich kein deprimierender, weil sich auf Helenas konsequentem und schwierigem Weg doch immer wieder Lichtblicke zeigen.