Die Sonntagsgedichte aus der »Ostschweiz am Sonntag«

Autor:Rainer Stöckli (Hg.)
Erscheinungsjahr:2019
Genre:Anthologie
Verlag:Appenzeller Verlag


Vorgestellt von Klaus Isele
Es war keine leichte, aber sicherlich eine inspirierende Arbeit, die sich der Herausgeber Rainer Stöckli von März 2013 bis Oktober 2017 aufgebürdet hat: viereinhalb Jahre lang jeweils für eine Sonntagszeitung ein Gedicht auszuwählen. Das macht insgesamt 232 Gedichte. Das waren, was naheliegend wäre, nicht nur Ostschweizer Gedichte (oft in Mundart), sondern auch Poeme, die auf die Jahreszeiten Bezug nahmen, ganz aktuelle Gedichte, noch Unveröffentlichtes oder ältere Gedichte, die neu in den Blick des Editors geraten sind.
Also eine bunte Vielfalt poetischer Highlights.
Aufschlussreich ist das alphabetische Verzeichnis der Autorinnen und Autoren, die in den Genuss kamen, die Ostschweizer Zeitungsleser am Sonntag mit Poesie zu erfreuen, manchmal vielleicht auch zu verzaubern oder ins Nachdenken zu bringen.
Jeder wird dort auf Poeten treffen, die er kennt, von denen er eigene Gedichtbände zu Hause im Regal stehen hat. Aber man wird auch viele einem bislang unbekannte Namen finden. Und das macht den besonderen Verdienst des Herausgebers aus. Dass alle Gedichte nun noch einmal aus ihrem schnelllebigen Zeitungsgewand in ein edles und die Jahrzehnte überdauerndes Buchgewand schlüpfen durften, ist dem Appenzeller Verlag zu verdanken. Wer aus eigener Erfahrung weiß, wieviel Arbeit Anthologien machen, wird das umso mehr zu schätzen wissen.
Es ist ein schönes Unterfangen, mehr Poesie in unseren oft phantasielosen Lebensalltag zu bringen. Das hat der Herausgeber Rainer Stöckli mit seinen 232 sonntäglichen Lyrik-Gaben getan.
Dass es nicht noch mehr geworden sind, ist nicht seine Schuld. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde die OaS (»Ostschweiz am Sonntag«) eingestellt. Dafür kann man Verständnis aufbringen. Wahre Begeisterung könnte man dagegen entfalten bei der Idee, das Zeitungssupplement "Schweiz am Wochenende" (eine Art Nachfolgeprojekt mehrerer verschwundener Sonntagszeitungen) mit einer kleinen Lyriknische auszustatten, in der Rainer Stöckli seine verdienstvolle Arbeit weiterführen könnte.