Stechwetter

Autor:Arthur Steiner
Erscheinungsjahr:2014
Genre:Prosaband
Verlag:Wolfbach Verlag


Rezensiert von Klaus Isele
In der Geschichte »Ball« gelingt es dem heute 80jährigen Arthur Steiner (s)eine ganze Kindheit und Jugend auf einer einzigen Buchseite einzufangen. Das ist große Kunst. Sein Buch »Stechwetter« ist eine lose Abfolge von 34 Kurzgeschichten, die sich allesamt um Kindheits- und Jugend­erinnerungen drehen. Da geht es etwa um den ersten Schultag, an dem das Kind einen schwarzen Tornister auf dem Rücken tragen muß, weshalb dieser Tag von ihm als erster Trauertag im Leben eingestuft wird. Prägend war auch die Erfahrung mit im Einkaufsladen aufgesagten Gedichten. Als das Kind realisiert, daß die Erwachsenen mit Poesie bestimmte Zwecke verfolgen, verzichtet es fortan auf die Rezitation derselben in der Öffentlichkeit. Beeindruckend sind die Geschichten, in denen bestimmte Begriffe veranschaulicht und poetisch aufgeschlüsselt werden, z. B. das Wort »Lauffeuer«. Manchmal schleichen sich in Arthur Steiners Prosa Dialoge ein, die so in der Realität des Kindes wahrscheinlich nicht stattgefunden haben, sondern wie im nachhinein konstruiert und übergestülpt wir­ken. Am stärksten sind Steiners Texte immer dann, wenn auf einen leicht pädagogisierenden Unterton verzichtet und stattdessen einfach nur erzählt wird. Dann steht er auf Augenhöhe mit seinem berühmten Landsmann Peter Bichsel.