Unten am See

Autor:Hans Suter
Erscheinungsjahr:2015
Genre:Prosaband
Verlag:Limmat Verlag


Rezensiert von Klaus Isele
Unten am See, beispielsweise in Rüschlikon, wohnen die beiden Jungen Franz und Bruno. Stundenlang sitzen sie am Wasser, angeln, beobachten das Dorfleben oder spielen dem Schuster mal wieder einen Streich. Beim Schuster, so registrieren die beiden, sind die Kundinnen manchmal eine Stunde lang in der Werkstatt, während draußen an der Tür das Schild hängt: »Ich komme gleich.«
Es sind die 1950er Jahre am Zürichsee, die hier chronistisch in den Blick genommen werden. Viele Detailbeobachtungen und Situationsbeschreibungen fügen sich zu einem bunten Panorama, das man gerne in sich aufnimmt – auch wenn man diese Zeit (an diesem Ort) nicht selbst erlebt hat. Oder gerade deshalb.
Der ausgebreitete Erzählreigen reicht vom Besuch des Kasperle-Theaters im »Dutti«-Park über das Bauen von Hütten im Wald, das Abfüllen von Krähen mit Alkohol, das Autozählen bis hin zu Festen wie Kirchweih mit bunten Karussellen und Schaubuden.
Geld war wenig vorhanden in den Elternhäusern der beiden Freunde. Der Vater von Franz war ein Trinker und Grobian. Deshalb kann man sich gut vorstellen, wie faszinierend die Einblicke in eine ganz andere Welt für Franz waren, wenn er manchmal seinen Klassenkameraden Jean-Claude besuchen durfte, der aus einem begüterten Elternhaus stammte.
Etwas abrupt springt der Roman aus der erzählten Kinder- und Schulzeit in die Zeit der beruflichen Ausbildung. Die letzten 30 Seiten des Buches befassen sich mit dem Theaterprojekt »Egon«, das Franz und Jean-Claude später gemeinsam ins Leben gerufen haben. Besser wäre es meines Erachtens gewesen, wenn Hans Suter auf Seite 120 seines Buches den Schlußpunkt gesetzt und seinen Einstieg in die Theaterwelt (er wurde später Schauspieler, Hörspielautor und Schriftsteller) zum Anfang eines neuen Buches gemacht hätte. Die ersten 120 Seiten sind jedoch eine ebenso kurzweilige wie aufschlußreiche Lektüre, die Lust auf »mehr« macht.