Auf Erden – Blätter vom Abreißkalender Mai 2018 - April 2019

Autor:Manfred Kern
Erscheinungsjahr:2019
Genre:Prosaband
Verlag:Königshausen&Neumann


Rezensiert von Markus Manfred Jung
Auf Erden – Blätter vom Abreißkalender Mai 2018-April 2019“ ist Manfred Kerns neueste Publikation. Wir kennen und schätzen ihn seit vielen Jahren als ausgezeichneten fränkischen Mundartdichter mit Texten in ganz eigenem Duktus und Klang. Dabei vergessen wir manchmal, dass er eine außerordentliche Literatur in der Standardsprache geschaffen hat. 2013 erschien „Meine Oma – Eine Annäherung“ im Wiesenburg Verlag, ein Buch das „vielschichtig, poetisch, bewegend“ erzählt vom schleichenden Niedergang einer fränkischen Bauernfamilie vor dem Hintergrund der beiden Weltkriege und der Mechanisierung der Landwirtschaft zur Zeit des Wirtschaftswunders. Im Roman „Die Preisrede“, 2018 bei Königshausen&Neumann erschienen, schaut der Autor autobiografisch literarisch auf sein eigenes Herkommen, die Rolle der Männer, vor allem die seines Vaters, auf die enge, autoritäre bäuerliche Welt und die Verletzungen durch die Schwarze Pädagogik der Fünfziger und Sechziger Jahre. Literarisch ist der Roman so gekonnt und fesselnd geschrieben, dass man sich nur wundern kann, dass nicht längst ein renommierter Verlag auf Kern aufmerksam geworden ist.
In „Auf Erden“ nun entwickelt Manfred Kern in kurzen Prosatexten und Gedichten seine eigene Weltsicht, zeigt Haltung gegenüber den Strömungen und Stimmungen der Gegenwart, manchmal poetisch und bildmächtig, manchmal humorvoll weise und dann aber auch ironisch oder sarkastisch ätzend. In den Texten erscheint ein verletzlicher Mensch, einfühlsam und reflexiv, humorvoll und melancholisch. „Ein Abschied wie immer“ z.B. ist als Text mit seiner hoffnungsvollen Melancholie eine philosophische Perle, die leuchtend unbändige Liebe zur Liebe und zum Leben ausstrahlt, die den Tod gerade aber nicht aussperrt. Und im grandiosen Monolog „Derr Willi sprichd“ begegnen wir auch wider dem unvergleichlichen Mundartdichter Manfred Kern und verneigen uns.