Umbrüche –
Aus meinem Leben
Autor: | Katharina Zimmermann |
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Erscheinungsjahr: | 2015 |
Genre: | Roman |
Verlag: | Zytglogge Verlag |
Besprochen von Brigitta Klaas Meilier
In einem Interview sagt die durch viele Bücher bekannte Berner Autorin, nein, ihr Buch seikeine Autobiografie, die wäre viel dicker geworden. Nach der Lektüre denkt man sich, ja,
schade, gern hätte man mehr über das innere Erleben der Autorin erfahren. Katharina
Zimmermann schildert die vielen gewollten und ungewollten Umbrüche ihres Lebens und
deren Folgen derart lakonisch, dass man gelegentlich kaum glauben kann, sie selbst habe das
erlebt. In ihren Miniaturen, den kleinen und grösseren Episoden, geht sie mit ihren Gefühlen
genauso sparsam um, wie sie es mit dem Strom, falls vorhanden, mit dem raren Trinkwasser
zu tun gewohnt war. Allein die Tatsache, unter solchen Umständen vier leibliche und fünf
angenommene Kinder grosszuziehen, entspricht ja, verglichen mit hiesigen Verhältnissen,
einem Leben im Ausnahmezustand. Wie kam es dazu? Die 1933 geborene Autorin wuchs als
ältestes von sieben Kindern in einer Familie von Berufsmusikern auf. Auch sie selbst liess
sich nach dem Examen als Lehrerin musikalisch ausbilden. Doch war die Berliner
Musikhochschule kriegsbedingt nach Detmold ausgelagert worden, so dass sie im tiefen
Westfalen ihr Geigenstudium mit dem bedeutenden Examen beendete. Ein befreundeter Mann
erwies sich als blendender Briefschreiber – und stand eines Tages, trotz beschwerlichster
Reise durchs Nachkriegsdeutschland, vor der Tür. Die eheliche Bindung dauerte, wie
geschworen, „bis der Tod euch scheidet“. Allerdings, und das ist wohl der Tatsache der
Nicht-Autobiografie geschuldet, erfährt man kaum etwas aus dem Inneren dieser Ehe. Denn
als der zum Pfarrer ausgebildete Theologe ein Angebot der Basler Mission erhielt, in
Indonesien tätig zu sein, sagte das junge Ehepaar zu, womit die lebenslange Reise zwischen
der Schweiz und Indonesien ihren Anfang nahm. Der politischen Entwicklung Indonesiens
gibt die Autorin nur wenig Raum; sogar den Putsch gegen Sukarno 1966 schildert sie in
wenigen Worten: „Bruchstückhaft vernehmen wir vom Putsch der Kommunisten“. Nur zwei
der Generäle seien entkommen, darunter Soeharto (Suharto), Soekarno sei noch nicht
angetastet, aber ein Schweizer Freund von einheimischen Schülern seiner Schule ermordet
worden. „Wir sind verstört. Und jetzt kommt aus Basel ein Telegramm. ‚Vertrag aufgelöst,
wenn nötig, sogleich heimreisen.’ Ratlos gehe ich hinaus auf die Veranda, schaue nach den
Kindern.“ Sie bleibt im Nahraum, bei sich, ihr geht es nicht um die Welt der Politik. Statt
dessen schildert sie den unsicheren Alltag, die Sorge um die Kinder, die eigenen und die
Mühen um die „Zugelaufenen“, um die sich sonst niemand kümmerte. Nach den diversen
Ortswechseln, bedingt durch die Pläne ihres Mannes oder Aufträge der Basler Mission, stehen
jeweils ihre Gärten im Vordergrund, offenbar sind vor allem sie es gewesen, die Kontinuität
garantierten. „Gärten. (…) Keiner hat mir je gehört, aber sie gehörten zu mir, ich habe sie alle
geliebt“. So standen sie im Zentrum der Ursprungsidee zu diesem Buch, man merkt es bis
zum Schluss. Und die Geige? Auch Auslassen ist sprechend.
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