Nachgedacht
Philosophische Streifzüge durch unseren Alltag
Autor: | Annemarie Pieper |
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Erscheinungsjahr: | 2014 |
Genre: | Sachbuch |
Verlag: | Schwabe Verlag |
Rezensiert von Brigitta Klaas Meilier
Inzwischen wird man und frau ja durchaus skeptisch, wenn so etwas wie ein Ratgeberfür alle Lebenslagen daher kommt – oder eben für den Alltag. Was sich auf dem
Markt so breit macht, wird wohl in erster Linie nach dem ökonomischen „me-too-
Prinzip“ verbreitet. Anders gesagt: Wenn das Rezept Erfolg bringt, dann mir bitte
auch.
Insofern kann der Titel skeptisch machen – wäre da nicht die Autorin Annemarie
Pieper, langjährige Professorin für Philosophie in Basel. Und um es gleich vorweg zu
sagen: Die hier ausgebreiteten philosophischen „Streifzüge“ halten mehr, als sie
versprechen. Die größer rubrizierten Themen wie u.a. Politik, Wirtschaft, Moral oder
Der Mensch sind fein unterteilt in Begrifflichkeiten, die uns täglich in den Medien
begegnen – unter Wirtschaft zum Beispiel die Stichworte Leistung, Humankapital,
Steueroptimierung, Gier, Risiko und die Frage „Macht Geld glücklich?“ –, also
ausgesprochen aktuelle Fragen. Sie werden stets auf ihre ideellen Ursprünge
zurückgeführt, die dabei auch im Plural auftreten, denn ein gläubiger Mensch geht mit
einer anderen Haltung durchs Leben als ein ethisch Handelnder, der sich der
Aufklärung verpflichtet fühlt. Präzise in der Analyse und durchaus witzig in der
Sprache führt uns Pieper nachdrücklich auf die ethischen Werte zurück, ohne die
keine demokratische Gesellschaft existieren könnte. Besonders deutlich wird dies in
der gegenwärtigen Umwertung durch die Wirtschaft, die das sozial so wichtige
Gleichgewicht demokratischer Staaten bedroht, indem sie sich von den „Careholder
valvues“, also den sozialen Werten der Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität und der
daraus resultierenden Moral, auf der sie beruht, glaubt abkoppeln zu können. Die
Autorin verfügt über eine erfreulich präzise Sprache, die ohne Fremdwörter zu klaren
Aussagen und klugen Urteilen gelangt. So schreibt sie unter dem Titel „Die Erosion
demokratischer Werte durch die Wirtschaft“ ebenso einfach wie einleuchtend: „Im 18.
Jahrhundert war man mit Adam Smith davon überzeugt, dass es keiner Regulierung
des Marktes seitens der Politik bedarf – nicht weil der Markt sich selbst regelt,
sondern weil die unsichtbare Hand Gottes für einen gerechten Ausgleich der
miteinander konkurrierenden Interessen sorgt. Seit diese Prämisse fallengelassen
wurde, ist mit Gott auch die Ethik aus dem Marktgeschehen verschwunden.“ (S. 265)
In der Umkehrung der Rangordnung der grundlegenden Werte hin zu einem einzigen
Wert, dem des Profits, sieht sie die Gefahr zur Destabilisierung unserer
demokratischen, also sozialen, Werte der Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität. Doch
gäbe es sie nicht mehr, gäbe es auch keine Vertragsfreiheit, auf der die
Marktwirtschaft, bzw. der Kapitalismus ja beruht. Dies ist nur eine der vielen,
sorgfältig durchgeführten und dennoch knapp gehalten Analysen unserer Alltagswelt.
Die einzelnen Kapitel sind prägnant und kurz, somit gut geeignet, auch mal irgendwo
zwischendurch gelesen zu werden.
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